-
Bad Blood – Variationen des Banalen
Bühneninstallation für 2 Musiker, 2 Texter und Video
“Sie hatten die Möglichkeit, ihre Biografie zu ändern, das wünscht man sich manchmal, und was dabei herauskommt: Variationen des Banalen.”
(Max Frisch)
Die Performance dauert 1 h und wird als Endlosschleife wiederholt:
Eintritt 20 Uhr und 21 Uhr
Sprach/Video-Performance Yoshii Riesen, Kenneth Huber
Musik/Video-Performance Michael Bucher, Marius Peyer
Konzeption, Gesamtkomposition Thomas Fischer
Realisation, Produktion, Licht Julia Maria Morf
Video Ausstattung Nataly Huonder
Video Mischa Eberli
Softwareentwicklung Pe Lang
Raumkonzeption Roland Hausheer
Künstlerische Mitarbeit Balthasar Zimmermann
Ton Gabriel Bachmann / Thomas Winkler
Technik Michel Güntert, Stefan Marti
Assistenz Rahel Lüchinger
PR/Werbung Marion Baumgartner
Grafik dreamis.ch
Fuge [lat./ital. fuga “Flucht”] ist ein Musikstück von 2 bis 4, seltener mehr Stimmen, die einander imitierend hinterherlaufen. Eine Fuge beginnt einstimmig mit dem Thema, das dann nacheinander in allen Stimmen erscheint, bis Vollstimmigkeit erreicht ist. Die Stimmen sind selbständig und gleichberechtigt und enthalten das gleiche musikalische Material.
(Cornelsen, Musiklexikon)
Improvisation [von lat. “aus dem Stegreif spielen”], Gleichzeitigkeit musikalischer Erfindung und klanglicher Ausführung, spontane Variierung vorgegebener melodischer oder rhythmischer Grundmuster. Vgl. Aleatorik, Indetermination.
(Insel, Wörterbuch der Musik)
Im Grunde bin ich ein unfähiger unwissender Mensch, der wenn er nicht gezwungen, ohne jedes eigene Verdienst, in die Schule gegangen wäre, gerade imstande wäre in einer Hundehütte zu hocken, hinauszuspringen, wenn ihm Frass gereicht wird und zurückzuspringen, wenn er es verschlungen hat.
(Franz Kafka, Tagebücher)
Ich verlasse Europa. Seewinde werden mir die Lungen ausbrennen, verlorene Klimate die Haut mir beizen. Schwimmen, Gras brechen, jagen, rauchen vor allem, Branntweine trinken, stark wie kochendes Metall – es treiben wie die herzigen Ahnen am Feuer. Ich werde zurückkehren, mit dunkler Haut, wild leuchtendem Auge, eisenhart.
(Arthur Rimbaud, Schlechtes Blut)
Ich glaube an die künftige Auflösung dieser scheinbar so gegensätzlichen Zustände von Traum und Wirklichkeit in einer Art absoluter Realität, wenn man so sagen kann: Surrealität.
(André Breton, Manifest des Surrealismus)
Zürich, Kunstraum Walcheturm, 2007
Basel, Galerie Marc de Puechredon, 2007
Baden, Brennpunkt, 2007
Zug, Chollerhalle, 2007
München, PATHOS transport theater, 2008
Erlangen, ARENA-Festival, 2008
Bad Blood gewinnt den Jurypreis des ARENA-Festivals 2008
-
Bad Blood – Variationen des Banalen
Bühneninstallation für 2 Musiker, 2 Texter und Video
-
Bad Blood – Variationen des Banalen
Bühneninstallation für 2 Musiker, 2 Texter und Video
Bad Blood Ausschnitte
-
Bad Blood – Variationen des Banalen
Bühneninstallation für 2 Musiker, 2 Texter und Video
Improvisierte Identitäten
Aargauer Zeitung Live, 08.11.2007
“Bad Blood”: Eine installative Performance von pulp.noir
Das Performance-Ensemble pulp.noir verwischt in seinen Installationen die Grenzen von Theater, Jazzkonzert, Lesung und Videoprojektion.
Die Ensemble-Liste von pulp.noir liest sich vielfältig: Da gibt es unter anderem 2 Sängerinnen, einen Texter, drei Schauspieler, einen Gitarristen und einen Videokünstler. In den “szenischen Konzerten” von pulp.noir fliessen alle Sparten von Bühnenproduktionen ineinander über. Dazu Julia Morf, Produktionsleiterin: “Die Komposition soll kein Schwergewicht auf eines der Medien legen, sonst würde der Rest zur Begleitung werden.”
Für das Projekt “Bad Blood – Variationen des Banalen” haben die Künstler ihr Ensemble auf “zwei Musiker, zwei Texter und Video” reduziert. Das Thema ist “Identität”, der Wunsch, das eigene Ich abzulegen und ein neues anzunehmen, so, wie es die Protagonisten in vielen berühmten literarischen Werken versuchen. Die vier Performer probieren auf der Bühne neue Identitäten aus. Dabei nützen sie die Möglichkeiten des Cyberspace und der modernen Kommunikations-Technologie sowie die Anonymität, die das Internet gestattet.
Sie spielen nicht nach Drehbuch, improvisieren aber auch nicht ganz frei. Die Komposition von Thomas Fischer, dem künstlerischen Leiter von pulp.noir, gibt dem Abend und den beiden Durchgängen eine Struktur. Innerhalb derer wird aber jede Performance neu gestaltet, erklärt Julia Morf: “Während der Proben haben wir einen Materialpool erarbeitet, das sind zum Beispiel ein Häufchen Karteikärtchen mit Sätzen, Zitaten, aber auch Ideen für musikalische Stimmungen und Geräusche. Die Performer haben also für jede Episode eine Vielzahl an Möglichkeiten zur Verfügung und können so jeden Abend neu gestalten und neu miteinander interagieren.”
Evelyne Baumberger
Maskenspiel im Cyberspace
Züritipp, 04.10.2007
PULP NOIR: Der Name der seit 2004 bestehenden Gruppe um Julia Morf (Regie) und Thomas Fischer (Konzeption; Gesamtkomposition) steht für Performances, die drei Wesensmerkmale auszeichnen: der gleichzeitige Einsatz von Ton, Bild und Wort, ein nicht lineares, assoziatives Erzählen sowie ein Faible für schwärzliche Fragen, wie diejenige nach der subjektiven Befindlichkeit in einer bloss in Fragmenten verfügbaren Welt. Dem Projekt “Jitterbug”, einer Variation auf das Thema der Metamorphose (2006) folgt jetzt mit “Bad Blood” die vierte Arbeit von pulp.noir, eine audiovisuelle Installation für zwei Musiker, zwei Texter und Video. Dabei handelt es sich um ein Identitätsspiel im Cyberspace: Mit Webcam, Mikro und PC ausgerüstet, testen vier Spieler die Möglichkeit aus, ihre Biografien nach Belieben zu ändern, sich neu zu erfinden. Auch in “Bad Blood” geht es also um Metamorphosen – allerdings um solche der Selbstähnlichkeit. Oder in den Worten von Max Frisch: um “Variationen des Banalen”. Die Performance dauert eine Stunde und wird als Endlosschleife wiederholt. (ust)
Neues ich
20 Minuten Week, 03.10.2007
Er wolle lieber “so rein und dumm sein wie weisses Papier” dichtete Sven Regener einst. Wer hat sich nicht schon gewünscht, ohne den ganzen Mist zu leben, den man schon verbockt hat?
Genau um diesen Wunsch geht es in “Bad Blood”, dem neuen Stück der ausgezeichneten Gruppe pulp.noir. In ihrem fünften Stück nutzt sie das Internet als “weisses Papier”, auf dem man seine eigene Biographie neu gestalten kann. Wie üblich setzt pulp.noir dabei auf einen multimedialen Mix aus Schauspiel, Sound und Projektion. Das Stück dauert übriges eine Stunde – dann beginnt es nahtlos von vorn, nur das Publikum wechselt.
Silvano Cerrutti
Zürich: Variationen des Banalen im Walcheturm
Kunst-Bulletin, 01.10.2007
Was der Kurator B. Drabble in Bern zur Sprache bringt (siehe Hinweis S. 65), wird auch andernorts thematisiert: die Wiederkehr des Banalen. Im Kunstraum Walcheturm führen 2 Musiker, 2 Texter und ein Video “Bad Blood. Variationen des Banalen” auf – sehr passend gleich zwei Mal hintereinander, d.h. man kann um 20 oder 21 Uhr beginnen. Die Gruppe pulp.noir findet in ihrem vierten Projekt heraus, was man tut, wenn man noch einmal von vorne beginnen kann. Zugleich mit dem “Neuanfang” wird der Switch vom Traum zur Wirklichkeit, vom Cyberspace zum Installationsraum thematisiert.
Variationen des Banalen
Süddeutsche Zeitung, 05.03.2008
Die Frage nach der Identifikation mit dem eigenen Ich wirft das Schweizer Musiktheaterprojekt “Bad Blood – Variationen des Banalen” auf. Was kommt heraus, wenn man noch einmal von vorne beginnen kann? Ideengeber ist Max Frisch, der die Protagonisten seiner Stücke über die Ödnis grübeln lässt, in der sich alles wiederholt. Strukturell-kompositorisch folgt die Arbeit der Gruppe pulp.noir den Ideen und Verfahren der Neuen Musik und des postdramatischen Theaters. Ästhetisch-stilistisch ist pulp.noir jedoch im Jazz verwurzelt und zeigt eine starke Affinität zum Film noir. Die Bühneninstallation ist für zwei Musiker, zwei Texter und Video gedacht (im Bild: eine Szene mit Michael Bucher).
>> DRS 2 Radio
Romana Costa